Hansegravel // Tag 2

Hier nochmal Tag 1

Das war also meine erste Nacht unter freiem Himmel. Jemals. Und sie war extrem warm für die Jahreszeit. Mein extra neu angeschaffter Daunenschlafsack war viel zu warm und gefühlt habe ich gar nicht geschlafen – lag gefühlt hellwach am Staussee und der feine Sand an den Beinen tat sein übriges das erholsame Schlafen zu verhindern. Hätte ich im Dönerladen mal nicht nur meine Arme, sondern auch meine Beine vom Sand des ersten Tages entfernt.

Nach einem leckeren Kaffee von Aaron ging es wieder auf den Hansegravel-Track. Der verlief Richtung Rostock genauso weiter wie er am Vortrag war: holprig, sandig und viele kleine Wellen im Höhenprofil. Den Bäcker nach 15 Kilometern ließen wir noch läßig links liegen. Der Dorfkonsum nach 40 Kilometern war dann leider leider geschlossen. Also durchhalten bis zur dritten Hansestadt der Tour – Rostock.

Die Route führte entlang des Zoos und dann kam ein kleiner Supermarkt mit integriertem Bäcker. „Das komplette Frühstücksbuffet – 2 mal, bitte“ oder so ungefähr. Auf unsere Räder passten derweil der Münsteraner und sein Gespannpartner auf. Langsam sammelten sich immer mehr Graveler bei diesem Supermarkt. Kurzer Schnack, Sonnencreme auflegen und weiter durch die Stadt. Der Track führte zum Beispiel direkt durch den Hauptbahnhof. Verrückt.

Hinaus ging es entlang einer ewig breiten Ein- bzw Ausfallstraße, die uns super Asphalt beschwerte. Natürlich bogen wir nach nur wenigen Kilometern wieder auf einen Feldweg! Irgendwann ist das Frühstück dann auch aufgebraucht und wir entern eine Pizzaria auf dem Marktplatz von Ribnitz-Dammgarten.

Langsam zog der Himmel immer mehr zu und es grummelte aus dem Himmel immer mal wieder. Aber die Gewitterzelle zog ziemlich direkt an uns vorbei.
Spaß bereitete uns da noch der Hinweis eines Dorfbewohners, das es in dieser Richtung nur in den Wald gehen würde. Na Mensch – dann sind wir ja richtig.

Eine interessante Begegnung hatten wir dann noch mit einem Jeep-Fahrer. Sein recht nahes Überholmanöver quittierten wir mit ein bisschen Armgymnastik. Er hält an und erkundigt ob er uns erschreckt hätte – dass wollte er ja nicht – tue ihm leid. Nur ums dann direkt danach mit unvermindertem Abstand zu überholen. Wahrscheinlich waren wir nach denn hunderten Gravelkilometern einfach keine Autos mehr gewohnt.

Nach mehreren Kilometern erwischte uns dann die nächste Gewitterfront. Eine Autofahrerin setzte gar zurück um uns darauf hinweisen, dass wir uns wohl mal beser unterstellen sollten. Also kurze Kaffeepause. Nichts passiert. Wir rollen los und nach nur wenigen Metern fängt es an zu Regnen. Aber so richtig! Ein dick eingepackter Hansegraveler rollt fröhlich an uns vorbei. Das motiviert ebenfalls unsere Regensachen anzuziehen. So rollen wir durch den Regen. Nur scheint der Regengraveler besseres Equipment zu haben. Unsere Schuhe sind irgendwann so dermaßen nass.

Den Rest gibt uns dann das Gespräch mit dem Duo vom morgigen Frühstück. Die beiden haben den Regen bei leckerem und trockenem Abendessen abgewettert. Ach ja – essen müssen wir auch noch. Stralsund wird da sicher was haben. Doch so vertieft im Gespräch mit den beiden merken wir erst gar nicht wie wir wieder aus der Hansestadt herausfahren. Der Track geht nämlich gar nicht bis zur Stadtmitte. So ergreifen wir die Chance auf einen Griechen an der Bundesstraße. Für die Gäste müssen wir ausgesehen haben wie Außerirdische. In grellen Regensachen, engen Fahrradsachen – trief nass und überall Sand.

Wir nutzen die Pause um unsere elektrischen Geräte zu laden und um das heimische Reisebüro „Reisen mit Tracy“ in Anspruch zu nehmen. Sie recherchiert die Übernachtungsmöglichkeiten in Greifswald. Wir bestellen uns derweil noch eine zusätzliche Cola und steigen wieder auf die Räder.

Mittlerweile ist es trocken und ein angenehmer Rückenwind schiebt uns über die denkmalgeschützte Kopfsteinpflasterstraße bis nach Greifswald. Mir war sie von einer Tour mit Tracy schon bekannt – Schrecken konnte sie mich also nicht. Und auch Aaron verliebte sich ziemlich in dieses smoothe Ruckeln – waren wir doch schon ganz anderes gewohnt.

In der vierten Hansestadt steuerten wir direkt die Pension an und dort auch direkt die warme Dusche. Nachdem dann alle Sachen auf die Heizungen verteilt war, lagen wir auch schon im Bett. Ein richtiges warmes Bett.

Weiter mit Tag 3:

Hansegravel // Tag 1

Nach einer kurzen Nacht (da zu aufgeregt um wirklich erholsam zu ruhen) ging es für Aaron und mich zum Bergedorfer Bahnhof. Dort wurden wir von der wunderbaren Gesine aufgegabelt, die uns zum Start im Entenwerder Park geleiten sollte.

Treffpunkt war der Café-Ponton Entenwerder 1. Die gesamte Landungsbrücke war mit bikepackingmäßig ausgestattete Fahrräder beparkt. Taschen in allen nur erdenklichen Winkeln der Rahmen. Nach einem Kaffee und dem Erhalt der Bikecap entschieden wir uns schon vor dem offiziellen Start aufzubrechen. Diesen Gedanken hatten auch noch andere, sodass wir die komplette Strecke entlang der Alster in Begleitung von weiteren Mitstreiter*innen waren und man immer einen netten Schnack halten konnte. Bald schon überholten uns die ersten 10Uhr-Starter mit einem Affenzahn. #wusch

Bei bestem Wetter schlängelten wir uns durch Bad Oldesloe und pedalierten nun entlang der Trave Richtung erster Hansestadt: Lübeck.
Dort trafen wir nach 80 Kilometern meinen Vater auf eine Pizza und Cola. Auch unsere Trinkflaschen konnten wir hier auffüllen, denn es war ordentlich heiß geworden über den Tag („Nein Danke. Kein Mineralwasser – Leitungswasser reicht voll und ganz. Nein wirklich nicht :)“)

Danach ging es weiter nach Norden entlang der Trave und durch Vorrgärten zum Herrentunnel. Kurzes Warten und die 5 Minuten mit dem kostenlosen Shuttle Bus durch dieses Ungetüm für Autofahrer. Deutsche Radinfratrustur und so…

Danach stand der nächste Transfer aus. Diesmal auf der Wasseroberfläche – mit der Fähre hinüber zum Priwall. An die Dame im Schrebergarten: Das fühlte sich für uns wirklich wie Schrittgeschwindigkeit an. Der Schotter ließ eigentlich gar nicht viel anderes zu.

Nun verließen wir Schleswig-Holstein. Alles so gut so weit. Super Wetter, gute Stimmung, gute Verpflegung. Nun Mecklenburg-Vorpommern. Auch super Wetter. Nur die Streckenbedingungen sollten uns nun doch ziemlich überraschen. Waren es vorher Wirtschaftswege mit Schotter und Schlaglöchern gewesen – kam nun Sand hinzu. Viel Sand. Wir waren nun schon 8 Stunden unterwegs und gute 120 Kilometer in den Beinen – der Sand zog uns nochmal so richtig viel Energie. Sinnbildlich war das zur Saat vorbereitete Feld vor dem wir auf einmal standen: Nur Sand, kaum eine feste Stelle, wo der Reifen mal wirklich Widerstand fand.
Aber wie das so ist: Begibt man sich ins Ungewisse – es geschehen auch die unglaublich guten Dinge: Wir fragen bei einem Sportplatzwart nach Wasser: Er bietet uns sogleich Bier und eine Dusche an. Nein, eigentlich wollen wir nur kaltes klares Wasser in unseren Flaschen. Ja, eine Dusche wäre klasse – wir sind bedeckt von Sand und Staub – er ist wirklich überall. Aber wir wollen noch mindestens 50 Kilometer fahren und eine Dusche dann eher kontraproduktiv.

Mittlerweile werden die Überholungen weniger und man trifft eher Teilnehmer, die auch unser Tempo fahren. Einen netten Münsteraner zum Beispiel. Mit ihm fahren wir nach 170 Kilometer in der zweiten Hansestadt des Tages – Wismar – ein. Für Aaron und mich gibt es erstmal einen Döner. Wir haben nicht kontinuierlich genug gegessen seit Lübeck und sind ziemlich hungrig. Der Besitzer ist super zuvorkommend und besteht darauf, dass wir sein gefiltertes Wasser in unsere Trinkflaschen füllen. Als wir Wismar in der Abenddämmerung verlassen, treffen wir Christian. Ich kenne ihn schon ziemlich lange von Strava. Er pendelt auch mit dem Rad zur Arbeit. Das aber immer unglaublich früh und endlich habe ich die Möglichkeit ihn nach seinem Job zu fragen. Wozu so ein Event alles gut sein kann! Im Dunkeln geht es dann nochmal durch richtig sandige Abschnitte und Wälder wo umgestürzte Bäume das Klettern erfordern.
Nach 185 Kilometern verabschieden wir uns von Christian – er will noch bis Rostock durchfahren… – und suchen uns an einem kleinen See unser Nachtlager.

Wir legen uns einfach auf die Wiese am Wasser. Rettungsdecke unter meine Luftmatte, Inlay in meinen neuen Schlafsack, den wiederum in den Biwacksack.
Ich merke schnell wieso die von Globetrotter ein Inlay für Schlafsäche empfehlen. Meine dreckigen Beine würden ein sofortiges Waschen unumgänglich machen. Der Sand auf meinen Beinen wirkt zudem noch wie Schleifpapier, was nun wirklich keine erholsamen Einschlaf-Bedingungen sind. Zudem ist es eine sehr warme Nacht – in meinem neuen Schlafsack schwitze ich sehr. Gefühlt bin ich ständig wach – aber auch so richtig wach – nehme meine Umwelt glasklar war. Die Enten in unserer Nähe und die Sterne am Himmel da oben. Spannend was draußen Schlafen alles mit einem macht.

Etappe 1
187 Kilometer
19,4 km/h
Netto-Fahrtzeit: 9:40h
Brotto-Zeit: 12:40h
950 Höhenmeter

HanseGravel // Vorbereitung

Seit längerem wollten Aaron und ich mal eine längere Distanz gemeinsam fahren. Die Bekanntgabe des Hansegravel-Events kam da wie gerufen. Es ist kein Rennen. Es lediglich ein ausgekundschafteter Track bereitgestellt. Dieser ist circa 600 Kilometer lang und geht vonHamburg nach Stettin. Unterwegs klappert man die auf dem Weg liegenden Hansestädte ab.

Nach meinem Test in Dänemark habe ich nochmal in meinen Schlafkomfort investiert – Liner und Biwacksack – und für den MeckPomm-Sand die breitesten Reifen, die in meinen Rahmen passen, besorgt. Beides natürlich mit dem Rat vom Harald! Dann noch ein ausführliches Telefonat nach Dresden mit Aaron um die Packliste abzusprechen. Er bringt die Kaffeemaschine mit, ich den Kaffee.

Start ist am 25. April um 10 Uhr ab Entenwerder. Ihr könnt uns bei Spotwalla verfolgen. Wir sind die Nummer 42.

Dänemark-Runde

Mit dem lieben Aaron habe ich mich für den HanseGravel angemeldet. Über 600 km von Hamburg nach Stettin, wo man unterwegs alle Hansestädte an der Ostseeküste abklappert. Wird das erste Event für mich dieser Art. Das soll natürlich gut vorbereitet sein, da wir so 3 Tage anpeilen und draußen schlafen wollen.

Bei den letzten Dänemark-Besuchen – mit Zug oder Segelboot – vermehrte sich der Wunsch bei mir, diese sanfte Hügellandschaft mal mit dem Rad zu besuchen. Warum dies also nicht als HanseGravel-Vorbereitung nutzen. Die Hohe Shelter-Dichte würde die ideale Draußenschlafen-Übung sein.

Vorbereitung

Nachdem ich mir zwei Tage „Zeugnisferien“ gegönnt habe – Erstmal einen Track bei Komoot erstellen. Das bringt mir wirklich fast so viel Spaß wie das Fahrradfahren an sich. Hierbei war mir Harald, eines meiner Bikepacking-Vorbilder, eine große Hilfe!

Um zu schauen was man so einpacken sollte, schaute ich mir ziemlich oft Svenja Blog an. Sie hat eine sehr gute Übersicht über die Dinge, welche man so benötigt für solch ein Micro-Adventure.

Tag 1

Start von Tracy aus. Dieser Stadtverkehr ist für mich als Dorfkind wirklich ungewohnt. Mein 30k-Arbeitsweg ist zum Großteil Autofrei und auch die Wege sind von ziemlich guter Qualität. Nicht so meine Route aus Hamburg heraus. So gönnte ich mir in Fuhlsbüttel erstmal ein Frühstück im Supermarkt-Bäcker. Danach ging es im gemütlichen Tempo und feinstem grauen Hansestadtwetter aus Hamburg raus. Richtung Bad Segeberg. Nun bestätigte sich Haralds Hinweis, mein Track führe ja sehr viel auf Radwegen an Land- und Bundesstraßen. Er schob aber sogleich hinterher „Mach dir keinen Kopf und Fahr!“. Dieses Mantra schoss mir bei jedem LKW durch den Kopf. Deren Schallwellen drückten mich beim ersten Platten (nach 40k) fast an die Bushaltestellenwand. Kurzer netter Schnack mit der rauchenden AufDenBusWartende. Dies lenkte mich wohl etwas ab, sodass ich eine blöde Unwucht im Hinterrad ließ. Also einen ruhigen! Ort für die Reparatur suchen. Vor einer kleinen netten Kirche ziehe ich das glatt. Kurzer Besuch dieser und angenehmes Gespräch mit der Pastorin. Ihr pastoraler Ton beschert mir noch für die nächsten Kilometer ein seeliges Lächeln ins Gesicht.

Das Lächeln brauche ich beim nächsten Platten auf (50k). Nun habe ich keinen Ersatzschlauch mehr, sodass ich mich auf einen Gulli setze und erstmal brav flicke. Ausgekühlt geht es weiter. Durch Bad Segeberg. Hier erinnert mich das örtliche Möbelhaus an meine Ausbildung, wo ich die Teppichabteilung mit einer Alarmanlage sicherte.

Als ich den Fehmarn-Kleiderbügel erreiche, wird die Stellung des Radverkehrs in Deutschland so richtig bewusst. Auf einem ca 40-50cm breiten Wirtschaftsweg geht es hinauf zur Brücke. Das Wetter entschädigt. Zum ersten Mal kommt die Sonne raus. Nun geht es über Fehmarn zur Fähre (157k). Nach einem netten Plausch mit dem Ticket-Menschen, geht es von Lane 1 auf die Fähre. Ich darf mein Rad hinter die LKWs legen. Nix mit Fahrradabstellmöglichkeit…

Auf der Fähre suche ich mir einen Platz mit Steckdose und mampfe meine Pommes, die ich mit einer Cola versüße. Leider ist der Süßigkeiten-Shop schon geschlossen, als ich mit der Nahrungsaufnahme fertig bin.

Den Einkauf erledige ich dann in Rødby. Recht unerschlossen schlendere ich durch den Supermarkt, als ich darauf hingewiesen werde, dass man um 19.00 Uhr schließt. Ich frage nach der Zeit. 19.04. Das beschleunigt meine Kaufentscheidungen. Man öffnet sogar nochmal das Außenrollo für mich, damit ich den Markt verlassen kann.

Ausgeruht durch die Fährfahrt, entschließe ich mich zum Shelter direkt an der See zu fahren. 22k sind es. Die Sonne ist bereits untergegangen, aber es dämmert noch sehr angenehm und kalt ist mir auch nicht. Ohne Licht, strom sparen strom sparen, pedaliere ich über die Gravel-Piste auf dem kleinen Schutzdeich. Durch den Untergrund und den Wind komme ich nicht soo gut voran, wie noch auf dem deutschen Festland, wo ich angenehemen Rückenwind hatte. Deshalb werde ich mit zunehmender Dunkelheit ungeduldig. Fragen und Ungewissheit schleichen sich in meinen Kopf. Wie weit ist es noch? Verpasse ich den Shelter auch nicht? Minütlich schaue ich aufs Handy, Karten-app, Shelter-app. Ich versuche mich in der Dunkelheit zu orienteren. Interessiert schaue ich in die von riesigen Flatscreen erleuchteten Wohnzimmer der vielen Ferien?häuser. Alles geAppe war übertrieben. Nach den in Rødby abgeschätzten 198 Kilometern erreiche ich den ersehnten Parkplatz. Die App zeigt 2 Shelter an. Den Meernahen scheint es nicht zu geben. Also noch einen Kilometer zum Binnenland-Shelter. 3 kleine Unterstände erscheinen im LED-Lichtkegel. Schaltet man dieses aus, ist es stockdunkel. Irre viele Sterne am Himmel..

Bin ja nicht mehr in Deutschland. Deshalb gibt es sogar free Wifi, da es ein privater Shelter ist, der 3.50 EUR kostet. Ich trinke ein Bier, melde mich daheim und dann baue ich mein Lager auf. Um Mitternacht wache ich frierend auf. War mit auf den letzten Radkilometern noch angenehem warm, friere ich nun mächtig. Meine Befürchtungen (am Vorabend wollte ich diese noch nicht eingestehen) wurden also wahr. Mein Schlafsack ist nicht fürs Frühjahr gemacht. Stunde um Stunde ziehe ich mir mehr an.

Tag 2

Um 6.00 Uhr stehe ich auf. Gefühlt gar nicht geschlafen. Ein Reh weidet 5 m entfernt. Ich grüße freundlich und suche die Toilette, die im Haupthaus sein soll. Bei Helligkeit sehe ich erst die ganzen Häuser um mich herum.

Dann geht es wieder auf den Deich. Ordentlich Gegenwind. Meine Füße sind sehr kalt. Im Umrunde die Südost-Spitze von Lolland. Dadurch gibt es dann immer mal wieder Rückenwind-Passagen. Als ich die Langeland-Fähre erreiche habe ich einen Schokomilch.Stop eingelegt und ganze 54 Höhenmeter absolviert. Der Fährmann hält mich für einen Niederländer und sein Schiff steht schon bereit. Hier gönne ich mir bei der Überfahrt einen heißen Kaffee und ein Lachsbrötchen. Die elektrischen Geräte laden und ich spüre meine Füße wieder!

In Spodsbjerg, erinnere ich mich an einen unschönen, da sehr anstrengenden Segeltag mit Philipp, der hier spät Nachts endete. Nach guten 10k bin ich dann auch schon auf der anderen Seite dieser schmalen Insel. Bei Rydkøbing komme ich durch kahle Apfelplantagen. Hier schicke ich Tracy schnell ein Foto! „Hey, weißt du noch?! Hier waren wir mal“

Und schon bin ich auf der Brücke hinüber nach Slingø. Steifer Seitenwind macht dies zu einer kleinen Mutprobe. Danach geht es an der Hauptstraße (Yeah! LKWs!) nach Tåsinge. Hier entscheide ich mich bei der nächsten Möglichkeit die laute Straße zu verlassen. Und nach ein paar Kilometern finde ich mich in einem Schloss wieder. Verrückt. Erst nach ein paar Minuten realisiere ich, dass ich es kenne. Aber vom Wasser aus. In der Bucht haben Henke, Till und ich bei unserer Segelausbildung geankert. Nach ein paar Kurven erkenne ich den Svendborg-Sund – Hier sind Tracy und ich letzten Sommer hindurch geschippert auf unserem langen Schlag. Die Brücke über den Sund ich bannich hoch. Unten angekommen nutze ich den nächstbesten Parkplatz um meine Kleidung dem Wetter anzupassen. Denn seit Langeland scheint die Sonne! Auf diesem Parkplatz am Sund bestätigt sich mal wieder ein Vorurteil über die Dänen. 4 Jugendliche sitzen in einem Auto, Fenster unten und rauchen. Dann kommt ein älteres Ehepaar im Auto, parken mit guter Sicht aufs Wasser und… bleiben im Auto. Und das bei schönstem Sonnenschein. Sie sind so putzig!

Nun geht es bei tollem Wetter und richtig vielen Hügeln zur Fähre nach Als. Dort sehe ich noch die Fähre am Horizont. Leider nur das Heck. Erst nach 45 Minuten kapiere ich, dass ich noch eine Stunde warten muss. Mittlerweile ist mir kalt. Auch die dänische Schokolade will nicht helfen. Auf der Fähre habe ich einen angenehmen Plausch mit Kristina. Sie hat eine Tagestour in Dänemark unternommen und ist nun wieder auf dem Weg zurück zu ihrem Auto, das im Fährhafen steht.
Während des Gesprächs entscheide ich mich nach Flensburg durchzufahren. Den Zug nach Hamburg zu nehmen. Die lange Wartezeit auf die Fähre hat meine Moral eingedellt und die Aussicht auf eine erneute Bibber-Nacht bringt sie komplett zum einknicken.

Also knappes Verabschieden und nach Flensburg ballern. Ich habe fast 2,5 Stunden für die 55 Kilometer. Ich gestehe mir kaum Zeit um mich endlich mal wärmer anzuziehen. Zwinge mich endlich mal was zu essen – anhalten tue ich dafür „natürlich“ nicht. Meine Fährbkanntschaft hatte recht. Entlang der Hauptstraße (Der Radweg verspottet natürlich fast jeden in D) ist es schnell, aber nicht soo schön. Versuche mich am Sonnenuntergang zu erfreuen und betrachte die Siedlungspolitik der Dänen. Auf der Sonderborg-Brücke schicke ich Till noch ein Selfie. Wieder ein Ort mit dem ich Menschen und Ereignisse verbinde (Erster Ausbildungstörn). Dann rausche ich die dänischen Abfahrten zur Flensburger Förde hinunter. Vorher ging es natürlich nochmal richtig hoch!

Irgendwo im Wald stehe ich dann vor einer kleinen Holzbrücke vor der ein „Fahrrad verboten“ Schild steht. Ich wundere mich. Sowas in Dänemark? Des Rätsels Lösung sickert, nein, schießt mir mit Traurigkeit in den Kopf: Ich bin ohne es zu merken wieder in Deutschland. Mein Weltbild ist wieder in Ordnung. Puh!

Ich rausche durch Flensburg. Selfie für Sandra von der Hansen Brauerei. Ich bin drauf. Die Brauerei eher nicht. Halte bei einem Subway-Schnellrestaurant an. Leider geht hier gar nichts schnell. Es ist nämlich Freitag, wie mir schmerzthaft durch die betrunkene Kundschaft bewusst wird. Deren Sexismus bringt mich innerlich zum kochen! Ich versuche mich mit Blick auf die Uhr zu beruhigen. Der Zug fährt erst in 30 Minuten. Am Bahnhof denke ich an meine Flensburger Großeltern. Hier ist Opa immer mit seinem Automatikwagen bis vor die Schiebetür gefahren um uns abzuholen. Irgendwie ist Flensburg ganz bisschen Heimat – auch wenn ich hier nie gelebt habe.

Nun habe ich viel Zeit. Hole mir ein Flens, eine Zeitschrift und eine Fahrradkarte. Endlich habe ich Zeit mich daheim anzumelden. Auf dem Bahnsteig merke ich erst wie durch ich bin. Erschöpft frage ich den Bahn-Mitarbeiter, ob dies der Zug nach Neumünster sei. „Wenn du dir das wünscht, ja“ kommt die humorvolle Antwort. Erleichtert schiebe ich mein Rad ins Fahrradabteil und stürze mich auf meinen Sub. Nur das Bier schmeckt irgendwie nicht. Zu Erschöpft für Alkohol? Oder weißt mich mein Gewissen auf den selbstauferlegten alkoholfreien März?

In Neumünster umsteigen. Ich verkrieche mich in den Warteraum, mit dem Rücken an die Heizung. Die Fahrt nach Hamburg schlafe ich quasi durch.

Nach einer dringend notwendigen Dusche, versuche ich meine Reise kurz zuammenzufassen. Dann schlafe ich. Lange.

Fotos mit Fahrrad:

385 km
1723 Höhenmeter
4 Brücken
3 Fähren
2 Platten
1 Pommes, Lachsbrötchen, Kakao

Strava #1: https://www.strava.com/activities/2247737927
Strava #2: https://www.strava.com/activities/2250106416

Links:
Shelter-Übersicht Dänemark: https://naturstyrelsen.dk/naturoplevelser/overnatning/shelters/