Hansegravel // Tag 1

Nach einer kurzen Nacht (da zu aufgeregt um wirklich erholsam zu ruhen) ging es für Aaron und mich zum Bergedorfer Bahnhof. Dort wurden wir von der wunderbaren Gesine aufgegabelt, die uns zum Start im Entenwerder Park geleiten sollte.

Treffpunkt war der Café-Ponton Entenwerder 1. Die gesamte Landungsbrücke war mit bikepackingmäßig ausgestattete Fahrräder beparkt. Taschen in allen nur erdenklichen Winkeln der Rahmen. Nach einem Kaffee und dem Erhalt der Bikecap entschieden wir uns schon vor dem offiziellen Start aufzubrechen. Diesen Gedanken hatten auch noch andere, sodass wir die komplette Strecke entlang der Alster in Begleitung von weiteren Mitstreiter*innen waren und man immer einen netten Schnack halten konnte. Bald schon überholten uns die ersten 10Uhr-Starter mit einem Affenzahn. #wusch

Bei bestem Wetter schlängelten wir uns durch Bad Oldesloe und pedalierten nun entlang der Trave Richtung erster Hansestadt: Lübeck.
Dort trafen wir nach 80 Kilometern meinen Vater auf eine Pizza und Cola. Auch unsere Trinkflaschen konnten wir hier auffüllen, denn es war ordentlich heiß geworden über den Tag („Nein Danke. Kein Mineralwasser – Leitungswasser reicht voll und ganz. Nein wirklich nicht :)“)

Danach ging es weiter nach Norden entlang der Trave und durch Vorrgärten zum Herrentunnel. Kurzes Warten und die 5 Minuten mit dem kostenlosen Shuttle Bus durch dieses Ungetüm für Autofahrer. Deutsche Radinfratrustur und so…

Danach stand der nächste Transfer aus. Diesmal auf der Wasseroberfläche – mit der Fähre hinüber zum Priwall. An die Dame im Schrebergarten: Das fühlte sich für uns wirklich wie Schrittgeschwindigkeit an. Der Schotter ließ eigentlich gar nicht viel anderes zu.

Nun verließen wir Schleswig-Holstein. Alles so gut so weit. Super Wetter, gute Stimmung, gute Verpflegung. Nun Mecklenburg-Vorpommern. Auch super Wetter. Nur die Streckenbedingungen sollten uns nun doch ziemlich überraschen. Waren es vorher Wirtschaftswege mit Schotter und Schlaglöchern gewesen – kam nun Sand hinzu. Viel Sand. Wir waren nun schon 8 Stunden unterwegs und gute 120 Kilometer in den Beinen – der Sand zog uns nochmal so richtig viel Energie. Sinnbildlich war das zur Saat vorbereitete Feld vor dem wir auf einmal standen: Nur Sand, kaum eine feste Stelle, wo der Reifen mal wirklich Widerstand fand.
Aber wie das so ist: Begibt man sich ins Ungewisse – es geschehen auch die unglaublich guten Dinge: Wir fragen bei einem Sportplatzwart nach Wasser: Er bietet uns sogleich Bier und eine Dusche an. Nein, eigentlich wollen wir nur kaltes klares Wasser in unseren Flaschen. Ja, eine Dusche wäre klasse – wir sind bedeckt von Sand und Staub – er ist wirklich überall. Aber wir wollen noch mindestens 50 Kilometer fahren und eine Dusche dann eher kontraproduktiv.

Mittlerweile werden die Überholungen weniger und man trifft eher Teilnehmer, die auch unser Tempo fahren. Einen netten Münsteraner zum Beispiel. Mit ihm fahren wir nach 170 Kilometer in der zweiten Hansestadt des Tages – Wismar – ein. Für Aaron und mich gibt es erstmal einen Döner. Wir haben nicht kontinuierlich genug gegessen seit Lübeck und sind ziemlich hungrig. Der Besitzer ist super zuvorkommend und besteht darauf, dass wir sein gefiltertes Wasser in unsere Trinkflaschen füllen. Als wir Wismar in der Abenddämmerung verlassen, treffen wir Christian. Ich kenne ihn schon ziemlich lange von Strava. Er pendelt auch mit dem Rad zur Arbeit. Das aber immer unglaublich früh und endlich habe ich die Möglichkeit ihn nach seinem Job zu fragen. Wozu so ein Event alles gut sein kann! Im Dunkeln geht es dann nochmal durch richtig sandige Abschnitte und Wälder wo umgestürzte Bäume das Klettern erfordern.
Nach 185 Kilometern verabschieden wir uns von Christian – er will noch bis Rostock durchfahren… – und suchen uns an einem kleinen See unser Nachtlager.

Wir legen uns einfach auf die Wiese am Wasser. Rettungsdecke unter meine Luftmatte, Inlay in meinen neuen Schlafsack, den wiederum in den Biwacksack.
Ich merke schnell wieso die von Globetrotter ein Inlay für Schlafsäche empfehlen. Meine dreckigen Beine würden ein sofortiges Waschen unumgänglich machen. Der Sand auf meinen Beinen wirkt zudem noch wie Schleifpapier, was nun wirklich keine erholsamen Einschlaf-Bedingungen sind. Zudem ist es eine sehr warme Nacht – in meinem neuen Schlafsack schwitze ich sehr. Gefühlt bin ich ständig wach – aber auch so richtig wach – nehme meine Umwelt glasklar war. Die Enten in unserer Nähe und die Sterne am Himmel da oben. Spannend was draußen Schlafen alles mit einem macht.

Etappe 1
187 Kilometer
19,4 km/h
Netto-Fahrtzeit: 9:40h
Brotto-Zeit: 12:40h
950 Höhenmeter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert